Susanne Schmidt ist seit vielen Jahren ärztliche Koordinatorin bei der DSO. Gemeinsam mit mehr als 80 Kolleginnen und Kollegen bundesweit ist sie rund um die Uhr für die Krankenhäuser erreichbar. Wir haben sie über ihre Arbeit befragt:
Was treibt Sie an?
Die Gewissheit, dass eine Organspende drei bis sieben Menschen auf der Warteliste retten kann. Das Lächeln eines Patienten, der durch eine Transplantation weiterleben kann, ist für mich die schönste Belohnung.
Wie arbeiten Sie mit den Krankenhäusern zusammen?
Meine Arbeit beginnt, sobald das Personal auf einer Intensivstation bei einer möglichen Organspende Hilfe braucht und die DSO benachrichtigt. Ich berate die Kollegen vor Ort.
Wenn der irreversible Hirnfunktionsausfall feststeht, spreche ich gemeinsam mit dem behandelnden Arzt mit den Angehörigen. Die Familie muss eine Entscheidung zur Organspende treffen, falls der Verstorbene das zu Lebzeiten nicht selbst getan hat.
Dieses Gespräch ist mir sehr wichtig. Auch nach jahrelanger Erfahrung ist die Situation jedes Mal bewegend. Ich empfinde tiefes Mitgefühl für die Angehörigen und mein größtes Anliegen ist es, die Familie so sensibel zu betreuen und zu beraten, dass sie zu einer stabilen Entscheidung kommt.
Haben Sie auch nach der Organspende noch Kontakt zu den Angehörigen?
Ich sorge dafür, dass sich die Angehörigen nach der Organentnahme in aller Ruhe von dem Verstorbenen verabschieden können. Wenn die Familie das möchte, informiere ich sie über den Erfolg der Transplantationen mit den gespendeten Organen. Die Angehörigen erfahren nicht, wer die Organe erhalten hat.
Wir laden die Angehörigen zu gemeinsamen Treffen ein, bei denen auch ein Psychologe und Transplantierte anwesend sind. Bei diesen Treffen haben die Angehörigen die Möglichkeit, mit Menschen, die ihr Schicksal teilen über ihre Erfahrungen zu sprechen, und sie können Fragen stellen, die ihnen erst nach der Organspende eingefallen sind.
Welche Schritte folgen, wenn eine Zustimmung zur Organentnahme gegeben wurde?
Dann beginnt die Untersuchung des Spenders. Ich erfasse alle medizinischen Daten, die für die Vermittlung der Organe und für den Schutz der Organempfänger wichtig sind. Ich leite diese Daten weiter an die Vermittlungsstelle Eurotransplant. Dort werden die passenden Empfänger ermittelt.
Außerdem unterstütze ich das Klinikpersonal bei der intensivmedizinischen Betreuung des Spenders. Nach der Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls ist es notwendig, die Beatmung und das Herzkreislaufsystem aufrecht zu erhalten. Dies beeinflusst maßgeblich den Erfolg der Transplantation.
Sobald feststeht, welches Transplantationszentrum ein Organ für einen ihrer Patienten erhält, organisiere ich in Absprache mit dem Krankenhaus und den entsprechenden Transplantationszentren die Organentnahme. Nach der Entnahme muss dann alles sehr schnell gehen, damit die Organe keinen Schaden nehmen – jede Minute zählt.
Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?
Es gibt nur wenig Alltägliches. Ich erlebe ständig neue Situationen, eine neue Arbeitsumgebung und muss mich auf neue Menschen einstellen. Dabei ist es wichtig die Fäden in der Hand zu behalten und auch unter Zeitdruck alle Anforderungen mit Einfühlungsvermögen und persönlichem Engagement anzunehmen.